Nachdem wir einen Luchs in die Freiheit entlassen haben, verfolgen wir seine weitere Entwicklung mithilfe von Telemetriehalsbändern. Wir konnten feststellen, dass die Tiere, obwohl sie in Gefangenschaft geboren wurden, sich sehr gut in der freien Natur behaupten können. Ausgeprägte Überlebensinstinkte und die Fähigkeit, Informationen schnell zu verarbeiten, erlauben es den Luchsen, sich an die neuen Bedingungen anzupassen. Wir beobachten, ob und wie die freigelassenen Tiere Beute machen. Luchse lauern ihrer Beute auf und überraschen sie aus dem Hinterhalt. Was sie nicht sofort verspeisen können, verstecken sie um es für später aufzuheben.

Am 10. Mai 2019 gab es einen historischen Moment: Zum ersten Mal nach über 200 Jahren streiften wieder Luchse durch die Wälder des Forstbezirks Mirosławiec! Es handelt sich um zwei 2-jährige Männchen, die im Rahmen des Projekts „Die Rückkehr des Luchses nach Nordwest-Polen“ von Mitarbeitern der Zachodniopomorskie Towarzystwo Przyrodnicze (ZTP, Westpommersche Natur-Gesellschaft) aus dem Bayerwald-Tierpark in Deutschland nach Westpommern gebracht wurden. Die Tiere werden eine Weile in speziellen Akklimatisations-Gehegen im Forstbezirk verbringen, aber nach einer Eingewöhnungszeit werden sie in die Freiheit entlassen.

Die Tieren lernen jetzt, sich von natürlicher Nahrung wie Reh oder anderem Wildbret zu ernähren, da sie im Bayerwald-Tierpark solche Delikatessen nicht aufgetischt bekamen. Wir hoffen, dass sich die Tiere schnell an die neue Umgebung gewöhnen und bald die freilebende Luchspopulation in Westpommern verstärken werden. Im Rahmen des Projekts "Die Rückkehr des Luchses nach Nordwest-Polen" bringen wir Luchse aus verschiedensten Ländern in unsere Gehege in Dłusko und Jabłonowo. Die Luchse werden aus den Akklimatisations-Gehegen in die Freiheit entlassen, wenn sie die nötigen Fähigkeiten erlernt haben, um in freier Wildbahn zu überleben. Dazu gehört die Fähigkeit, in der freien Natur Beute zu machen und eine natürliche Menschenscheu. In den Gehegen in Dłusko und Jabłonowo werden neugeborene Luchsbabies von ihren Müttern aufgezogen und später in die Freiheit entlassen. Die Methoden zur Wiederansiedlung werden im Detail stets an die konkrete Situation und das einzelne Individuum angepasst.

Hier möchten wir Ihnen ein Video präsentieren, wie die beiden Luchse ihr zeitweiliges Heim im Akklimatisations-Gehege in Mirosławiec beziehen:

Luchs und Mensch im Laufe der Geschichte.

- Der heimliche Lebensstil und das geringe Wissen über den Luchs haben das Bild, das die Menschen von dieser Tierart hatten, stark verzerrt. Er galt blutrünstiges Untier, das wahre Blutbäder unter den Nutztieren der Menschen anrichtet. Aber nicht nur wegen dieses Aberglaubens, sondern auch wegen ihres kostbaren Pelzes wurden die Tiere seit Jahrhunderten verfolgt. Die polnischen Flügelhusaren etwa verwendeten Luchsfelle als Rüstungsüberzüge.

Zeit für ein paar Kleinigkeiten im neuen Jahr!

- Luchse leben am liebsten in großen Waldgebieten mit alten Beständen. Jedes Tier hat ein eigenes Streifgebiet, wobei die Gebiete der Weibchen in der Regel halb so groß sind, wie die der Männchen. Die Gebiete von Tieren verschiedenen Geschlechts können sich allerdings zu großen Teilen überlappen. Manchmal überschneidet sich das Streifgebiet eines Männchens mit den Gebieten mehrerer Weibchen. Die Größe des Gebiets wird durch das Nahrungsangebot bestimmt.